Mein Vater kommt aus Köln, und ich habe als Kind in der Nähe von Frankfurt gelebt. Leider habe ich das meiste, das ich dort gelernt habe, vergessen. Aber ich kann immer noch auf Deutsch bis 20 zählen!
Das ist eine knifflige Frage – Schreiben war mein Hobby, aber jetzt ist es mein Beruf. Also muss ich mir ein neues Hobby suchen. Ich habe Gefallen am Kochen gefunden, aber ich bin noch nicht so gut darin. Ich lese außerdem und schaue mir Fernsehsendungen an – zurzeit sind es Naturdokus.
Ich weiß nicht, ob ich bereits genug gelesen habe, um den Titel „Bücherwurm“ zu verdienen, aber ich lese viel. Ich mag Jugendliteratur, also versuche ich vor allem in diesem Genre einiges zu lesen. Ganz besonders gern lese ich Science Fiction und Fantasy. Wenn ich Bücher für Erwachsene lese, dann hauptsächlich Kurzgeschichten – Alice Munro, Flannery O'Connor und Tschechow sind ein paar meiner Lieblingsautoren. Und dann gibt es da ja noch die Sachbücher – die Welt ist ein faszinierender Ort.
Weil es das Einzige ist, von dem ich mir vorstellen kann, das ich es mein ganzes Leben lang tun könnte.
Irgendwann habe ich beschlossen, dass ich für Kinderspiele zu alt bin, und fing mit dem Schreiben an. So fand ich heraus, dass ich meine Fantasiewelten auch auf Buchseiten entwerfen kann. Ich glaube, ich war damals in der fünften oder sechsten Klasse.
Was inspiriert mich heute… tja, das ist auch eine schwere Frage! Ich versuche, meiner Neugier zu folgen. Das habe ich mit „Die Bestimmung“ getan – ich war interessiert an Phobien und wie man sie behandeln kann. Und mich damit zu beschäftigen, hat mir geholfen, die Initiation der Ferox zu entwerfen.
Momentan interessiere ich mich für Polarlichter und die Sozialstruktur von Ameisen. Ich habe keine Ahnung, ob und wie diese Dinge einen Roman ergeben könnten, aber darüber mache ich mir keine Gedanken – ich beschäftige mich einfach mit den Dingen, die mich interessieren, und schreibe über das, was mir am meisten durch den Kopf geht, und schaue dann, was passiert.
Ich schreibe gern morgens, aber das klappt nicht immer. Also versuche ich einfach zu schreiben, wann immer ich kann und so lange ich kann. Außerdem muss ich beim Schreiben entweder allein sein oder mit dem Rücken zur Wand sitzen, weil ich es sehr unangenehm finde, wenn jemand auf meinen Bildschirm schaut.… Ich möchte nicht, dass jemand sieht, was ich gerade schreibe. Das macht es schwer, in Flugzeugen oder Zügen zu schreiben, wo die Leute meistens nebeneinander sitzen.
Zu der Zeit, als ich auf die Idee für den Roman kam (etwa vor fünf Jahren), habe ich mich mit Konfrontationstherapie, einer Behandlungsstrategie für Phobien, befasst. Konfrontationstherapie bedeutet, dass eine Person wiederholt mit dem Auslöser ihrer Angst (Spinne, Höhen usw.) konfrontiert wird, solange bis das Gehirn sich neu verdrahtet und die Phobie verschwindet. So entstand die Initiation der Ferox – ich wollte über eine Subkultur von Menschen schreiben, die Ängste ausmerzen will. Und die Konfrontationstherapie ist ihr Mittel, dies zu erreichen.
Ich habe außerdem begonnen, mich mit Sozialpsychologie und dem Milgram-Experiment über Gehorsam und Autorität zu beschäftigen. Das brachte mich zum Nachdenken darüber, wie dehnbar unsere angeblich strikten moralischen Gesetze unter bestimmen Umständen werden können. Mit diesem Thema setzt sich auch „Die Bestimmung“ auseinander.
Aber was mich wirklich dazu gebracht hat, die Geschichte aufzuschreiben, war ein Song. Ich fuhr mit dem Auto und hörte Musik. Da habe ich mir vorgestellt, wie jemand von einem Gebäude springt, aber nicht aus selbstzerstörerischen Gründen. Und ich habe mich gefragt, warum jemand so etwas tun würde. Und die Sache mit der Konfrontationstherapie war die Antwort. Da waren die Ferox geboren.
Ich finde es toll, dass die meisten Charaktere in dystopischer und post-apokalyptischer Literatur so viel Kraft haben – sie nehmen ihr Leben in die eigenen Hände; und dies in einer Umwelt, die ihnen genau das sehr schwer macht. Ich liebe es auch, Geschichten über solche starke Figuren zu lesen, und finde es spannend zu sehen, wie die Welt sich entwickeln könnte, wenn bestimmte Umstände eintreten würden. Es ist ein Gedankenspiel, das dennoch in der realen Welt fußt.
Ich mag viele der Charaktere, aber eine meiner Lieblingsfiguren ist Tobias. Für mich besitzt er ein reiches Leben auch jenseits der geschilderten Romanszenen. Ich kann mir jederzeit vorstellen, was er in einem bestimmten Moment tut, selbst wenn er gerade nicht mit Tris zusammen ist. Ich versuche das mit all meinen Charakteren so zu machen, aber bei Tobias kam das wie von selbst. Ich denke auch, dass er Stärke und Verletzlichkeit sehr gut in sich vereint.
Ich würde mich für die Ferox entscheiden. Ich muss mich im täglichen Leben ständig mit meinen Ängsten auseinandersetzen, also tue ich in kleinerem Ausmaß das, was die Ferox tun: sich seiner Ängste bewusst werden und stetig versuchen, sie zu überwinden. Natürlich sind meine Ängste viel weniger gefährlich als die der Ferox, aber ich bewundere ihre Lebensart – zumindest deren positiven Seiten und nicht die gewalttätigen und bösartigen Aspekte.
Nun, das Ganze ist in jedem Fall auf einem guten Weg, aber im Filmgeschäft ist nichts sicher. Die Rechte wurden an „Summit Entertainment“ verkauft und an die Produktionsfirma „Red Wagon“. Außerdem ist der Drehbuchschreiber Evan Daugherty mit dabei. Ich hatte das Glück, alle beteiligten Personen zu treffen, und denke, dass mein Roman in sehr guten Händen ist. Ich kann gar nicht erwarten, zu erfahren, was als nächstes passiert.
Nein! Dafür ist es noch zu früh. Das Drehbuch ist noch nicht einmal geschrieben.
Ich wünsche mir… dass die deutschen Leser „Die Bestimmung“ lieben werden, dass meine Familie, meine Freunde und ich glücklich und gesund bleiben und dass eines Tages meine Traum in Erfüllung geht, in ein Schwimmbecken voller Marshmallows zu springen.
Okay, der letzte Wunsch ist ein Witz, aber das wäre schon cool, oder?
Interview: Nadine Warnke / Buchwurm.info
Übersetzung: Katharina Göring / cbj-Presse